Slieve League Cliffs, Glenveagh National Park

Wir wollen das schöne Wetter nutzen und fahren heute zu den höchsten Klippen Europas - zu den Slieve League Cliffs. Diese Attraktion kennt unser Navi wieder einmal nicht, weshalb wir die Straßenkarte zu Hilfe nehmen und uns zuerst nach Killybegs führen lassen, um von da aus durch Wegweiser den richtigen Weg zu finden. Genau so klappt es auch, und wir finden die enge steile Straße, die im Reiseführer beschrieben ist. Wir fahren eine Weile steil bergauf und kurz vor dem ersten Parkplatz kommen uns zwei Autos entgegen, und Peter fährt wie immer höflich und rücksichtsvoll ganz an den linken Straßenrand und übersieht dabei den Entwässerungsgraben, der sich hier - schön unter Gras versteckt - befindet. Bei dem Versuch, wieder auf die Straße zu kommen, rutschen wir jedoch langsam aber unaufhaltsam in den Graben hinein, in dem sich ein dickes Betonrohr befindet. Das darf doch nicht wahr sein! Schnell eilen ein paar kräftige Männer heran und versuchen durch anheben und schieben unser Auto wieder flott zu bekommen, doch hier reicht menschliche Muskelkraft nicht aus, denn das linke Vorderrad steht an dem Betonrohr an und das Auto sitzt vorne an der Grabenkante auf.

Slieve League Cliffs

Peter macht ein entsetztes Gesicht und klettert aus dem schief stehenden Wagen. Katharina versucht ganz ruhig zu bleiben und nicht hysterisch zu werden. Dann klettert auch sie über den Fahrersitz (denn die Beifahrertür geht nicht auf, weil das Auto mit der linken Seite am Wiesenhang lehnt) auf die Straße. Immer wieder bleiben Autofahrer stehen und bieten Hilfe an. Eines ist inzwischen klar: Da Superman nicht auftaucht, um uns zu helfen werden wir wohl einen Traktor brauchen, der uns aus dem Graben herauszieht. Inzwischen wissen wir schon, dass auch unser Golf eine Abschleppvorrichtung hat und zwar unter einer Klappe in der Stoßstange. Diese muss man mit Hilfe einer Kreditkarte oder ähnlichem öffnen, um den Lack nicht zu beschädigen. Dort befindet sich ein Loch mit einem Gewinde, in das man eine große Abschleppöse hineinschrauben kann. Diese wiederum befindet sich im Kofferraum beim Reserverad. Das haben wir bisher nicht gewusst (obwohl Katharina zu Hause auch einen Golf fährt). Und dann naht Hilfe von unerwarteter Seite. Ein merkwürdig aussehendes kleines altes Auto kommt den Berg herauf getuckert und hält an. Ein Mann steigt aus und besieht sich fachkundig unsere Misere. Von dem, was er sagt, verstehen wir zwar nur einen Bruchteil, aber wir bekommen mit, dass er nach Hause fahren und seinen eigenen Traktor holen wird. Noch immer halten Autofahrer und fragen, ob wir Hilfe brauchen, und wir versichern, dass Hilfe unterwegs ist, und wir hoffen inständig, dass das auch wirklich so ist. Wir fotografieren unser armes Auto und hocken erwartungsvoll am Straßenrand. Über all dem wölbt sich ein strahlend blauer Himmel und es ist sommerlich warm. Nach geraumer Zeit kommt der Mann mit dem witzigen alten Auto wirklich zurück und hat ein dickes langes Seil mitgebracht. Mit ihm ist auch ein junger Mann auf einem Traktor gekommen. Nun kann unsere Rettungsaktion beginnen. Der Traktor wird in Position gebracht, das Seil an unserem Auto angebracht und mit dem Traktor verbunden. Dabei hilft noch ein weiterer Autofahrer, der die richtigen Knoten kennt. Der hilfreiche Mann aus dem kleinen Auto steigt in unser Auto ein, startet und gibt dem Traktorfahrer ein Zeichen, und mit einem Ruck steht unser "Mr. O’Hara" wieder auf seinen vier Rädern auf der Straße und hupt einmal. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Wir umrunden unser Auto und stellen fest, dass ihm gar nichts passiert ist. Es gibt nicht einmal einen Kratzer. Da haben wir wirklich Glück gehabt. Allein Peters Selbstbewusstsein hat ein wenig gelitten, doch das wird sich bei einem Bier am Abend schon wieder erholen. Wir bedanken uns bei unseren Helfern und wollen ihnen einen 50Euro-Schein anbieten, doch keiner der beiden Männer will unser Geld nehmen. Diese Haltung beeindruckt uns sehr. "Irländer, wir lieben euch! Wir werden von eurer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aller Welt berichten."

Schnell erholen wir uns von unserem Schock und fahren weiter bergauf zum Aussichtspunkt. Was sich uns da bietet ist wirklich prachtvoll und kaum mit Worten zu beschreiben. Wir fotografieren wie wild drauflos, nehmen uns aber auch Zeit, in der Sonne zu sitzen und die Aussicht zu genießen.

Slieve League Cliffs Slieve League Cliffs Slieve League Cliffs
Slieve League Cliffs Slieve League Cliffs Slieve League Cliffs

Wir fahren weiter zum Glenveagh National Park. Hier ist aber schon geschlossen und wir können das Schloss nur aus der Ferne fotografieren.

Glenveagh National Park Glenveagh National Park Glenveagh National Park Glenveagh National Park

Wir lassen hier noch ein bisschen die Ruhe auf uns wirken und fahren dann nach Hause. Was für ein Tag!!


Routenplan

   
© Katharina & Peter